"Angst essen Seele auf" - ein Zitat aus dem gleichnamigen Film von Fassbinder aus den 70er Jahren. Irgendwann im Film sagt dies Ali, der marokkanische Gastarbeiter zu seiner deutschen Lebensgefährtin. Das nicht mehr junge Liebespaar mit 20 Jahren Altersunterschied scheitert an der deutschen Alltagsrealität.
Klischees und vorgefasste Meinungen - alles meist nur im Kopf. Fremdes löst Angst aus. Etwas nicht verstehen können, löst Angst aus. Angst als Kanal für all das, was das Gegenteil von Liebe ist.
Die zwei Urgefühle - Angst und Liebe - stehen sich immer gegenüber. Alles entspringt daraus. Jede noch so irrsinnige Gefühlsregung hat die Wurzel entweder da oder dort. Es gibt im Mentaltraining interessante Frageketten, um zur Quelle der dich plagenden Emotionen zu kommen.
Und da nicht nur Psychopathen, sondern auch ganz geschickte Marketingmenschen in allen möglichen Bereichen wissen, dass man unsere Emotionen triggern und steuern kann, sind wir oft unbewusst einer Beeinflussung ausgesetzt. Man könnte es manchmal sogar Öl ins Feuer gießen nennen.
Angst kann Wut, Stress, Unsicherheit, Ungerechtigkeit, Hilflosigkeit, Ausgebranntsein, Ärger, Starre, Mutlosigkeit, Überreaktion, Hass, Kontrollzwang, Betrug, Lüge, u.v.a. erzeugen und hervorbringen.
Können wir uns dem überhaupt entziehen? In der heutigen Zeit schwerlich. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir uns dessen bewusst sind. Denn wenn Angst unsere Seele auffrisst, sind wir irgendwann seelenlose Hüllen. Roboter, die per Knopfdruck agieren. In Angst verstrickt sehen wir nicht mehr klar, reagieren nicht mehr klar, fühlen nicht mehr klar.
Aber - wenn andere unsere Ängste steuern können, können wir es dann nicht auch selbst? Können wir eingreifen, bevor eine Dauerschleife entsteht? Welche Faktoren sind dabei zu berücksichtigen?
Eingreifen können wir selbst auf jeden Fall! Das ist die gute Nachricht. Doch mit rationaler Logik ist es meist nicht getan. Denn die Emotionen sind ja unsere innere Leuchtreklame. Ein Aufblitzen dessen, was unterschwellig vorhanden ist. Gedankenmuster und Prägungen sind auch hier wieder Stichworte, die wir beachten sollten.
Deshalb ist einer der wichtigsten Punkte, um aus der Angst herauszukommen - Information!
Denn Wissen hat nicht nur mit lernen zu tun, sondern auch mit fühlen, spüren, wirken ... Information erreicht uns auf vielen Ebenen.
Ich kenne viele Menschen, die ungewisse Ängste haben. Nicht konkret zuordenbar. Subtil.
Andere wiederum können genau sagen, wovor sie Angst haben, z.B. Zukunft, Arbeitsverlust, Krankheit, Beziehungsfrust usw.
Beide Formen sind jedoch trotzdem nicht unmittelbar greifbar, auch wenn wir hindeuten können.
Die wichtigste Lektion dabei ist: Schiebe die Angst nicht weg, indem du denkst: ich will das nicht! Durch diese Verlagerung der Energie ziehst du sie nur noch mehr an.
Wie bei all meinen Lektionen, die ich Menschen mitgebe gilt: HIN ZU! Wo willst du hin? Werde dir der Angst (was auch immer die Ursprungsemotion ist, über die du auch nachdenken solltest) bewusst. Und dann überlege:
- was wäre ein sinnvollerer Gedanke?
- welche Information, welches Wissen wäre mir nützlich, um HIN ZU Angstfreiheit zu kommen?
- welche Emotion dabei wäre mir dienlich?
- welches Ergebnis wünsche ich mir?
- wie würde sich mein Leben verändern, wenn es anders wäre?
Erst NACH meinem Burnout in 2011 kamen bei mir diverse Ängste hoch. Die Gesprächstherapie hatte zwar die Situation behandelt, jedoch nur den Blick in die Vergangenheit gerichtet. Niemand hatte daran gedacht, dass sich Emotionen gebildet hatten, die in meiner Zukunft Angst auslösen würden. Ich entwickelte Angst vor Terminen, Angst vor weiten Autostrecken, diverse Kontrollzwänge (aus Angst vor ....), Angst vor Krankheiten.....
Die Grundemotion dazu war: fehlendes Selbstvertrauen. Durch den Burnout hatte ich kein Vertrauen mehr in meinen Körper, in meinen Geist ... und auch nicht mehr in meine Wahrnehmung (Seelenanteil)!
Das stellte in einer kurzen Sitzung eine andere Therapeutin viel später fest. Und nur das benötigte ich, für den Lösungsansatz. Damals kannte ich die o.g. Fragekette
noch nicht - aber im Grunde war die Lösungsfindung mit ähnlichen Fragen verknüpft ... die Hauptfrage war: was brauche ich, um mir selbst wieder zu vertrauen? Und daran habe ich von da an
gearbeitet und bereits nach wenigen Wochen waren meine Ängste so gut wie weg. Es flackert noch manchmal bei zu dicht aufeinanderfolgenden Terminen auf ... und dann merke ich sofort,
dass ich wieder ins Vertrauen gehen darf ... meinen Glauben an mich selbst stärken - und daraus resultierend - SELBSTLIEBE üben.
Schaffe dir eine Struktur, in der du Ängste schnell erkennen und bearbeiten kannst. Lerne dich selbst so gut kennen, dass du - vielleicht mit solchen Fragen - einwirken kannst.
Lass nicht zu, dass Ängste deine Seele aufessen.
Alles Liebe, Melanie
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