Ich bin 50. Sich in diesem Alter einen schief eingewachsenen Weisheitszahn herausoperieren zu lassen ist nicht unbedingt die netteste Erfahrung im Leben. Aber na ja. Er hat Probleme gemacht. Also musste er gehen!
Weisheitszähne sind von Geburt an "angelegt". Sie brechen aber meistens erst zwischen 18 und 25 Jahren durch. Oder auch nicht - so wie bei mir. Sie haben sich einfach "versteckt" - sind im Zahnfleisch geblieben, wollten nicht heraus. Würde man dies auf eine andere Ebene "übersetzen", so könnte man vereinfacht sagen: ich habe zu wenig "ICH" gelebt und zu viel "ANDERE" gelebt. Eine Transformation zum eigenen Leben hat "zu spät" stattgefunden. Aber besser spät, als nie oder?
Die Tatsache, dass der Zahn "JETZT" heraus wollte - sich jetzt erst bemerkbar machte - ist für mich ein ganz großes Zeichen. Das ich dankend annehme. Es zeigt mir, dass ich am "Ende" einer Wandlung bin. Dass Themen dringend heraus mussten, um nicht länger IN mir zu sein. Und genau das "spiegelt" mir dieser Zahn. Aber ... das nur als Nebengedanke. Denn, warum ich diesen Blogartikel schreibe, ist eigentlich ein ganz anderer Gedanke. Nämlich, dass ich die schrittweise Heilung beobachtet habe.
Diejenigen, die meine Artikel oder meine Arbeit verfolgen, wissen, ich liebe Metaphern, oder allgemein gesprochen - Vergleiche. Für mich ist unumstritten, dass unser Körper unser Botschafter ist. Und für mich gilt die Formel: wie im Außen, so im Inneren. Und umgekehrt. Seit meiner Zahn-OP sind nun 5 Tage vergangen. Und jeden Tag habe ich beobachtet, was in meinem Körper passiert.
Erst gab es den Schmerz des Fleisches - die Reaktion auf das Aufschneiden des Zahnfleisches, des Gewebes. Das Zahnziehen aus dem Knochen, der mit dem Kiefer verbunden ist. Wunde vernäht - Nachwehen - ohne Schmerztabletten nicht auszuhalten. Ganz klar. Dann - die Reaktion des umliegenden Gewebes - geschwollene Backe - mit Höhepunkt am 2. Tag nach der OP - heiß und dick. Auch wenn ich all dies mit Schmerztabletten, Mundspülungen und Kühlpackungen behandelt habe, so habe ich dies doch alles intensiv wahrgenommen. Ich habe mich strikt an die Anweisungen des Zahnarztes gehalten - keine Milchprodukte, nix Bröseliges und kein Alkohol für die ersten 3 Tage. Kein Thema. Kieferblockade - Mund zu. Wirklich? Das Beobachten der Vorgänge in meinem Körper hat mich "zufrieden" gemacht. War es doch etwas, das normal ablief, es war irgendwie befreiend zu sehen, wie meine körperliche Hülle mit diesem Thema umging. Jetzt am 5. Tag klingen die "Wehen" ab. Das Thema scheint langsam durch zu sein. Mein Körper hat eine neue Ruhe gefunden und sich wieder geheilt. All dies ging offensichtlich vor. Es war sichtbar und ich konnte jeden Tag meine Heilung und den Fortschritt beobachten.
Jetzt denkt sicher jeder - wird das nun ein medizinischer Bericht oder was? Ja und nein. Wohin ich hier will ist - warum nicht mit unseren inneren Themen genauso umgehen? Warum nicht unsichtbare Prozesse in uns genauso handhaben und wahrnehmen? Diese 5 Tage der Heilung waren für mich Augen öffnend. Ich habe gemerkt, wie viel mehr wir Menschen etwas annehmen, was SICHTBAR ist, als das Unsichtbare in uns.
Denn unsere Lebensthemen finden IN uns statt. Sie zeigen sich oft im Körperlichen. Aber wäre es nicht viel sinnvoller - diese vorher abzufangen? Dieses Aufbrechen von Dingen in uns - es ist spürbar. Jeder kennt das! Und doch ignorieren wir es zu oft. Dabei wäre es genau so einfach - wie eine Zahn-OP - diesen Prozess der Heilung - zu begleiten. Hinzusehen - was in uns aufbricht. Was HERAUS will. Und dann JA zu sagen. Ja zu einer Veränderung. Ja zu einem Annehmen von Schmerzen und Heilung. Die Transformation zulassen.
Mein dicke Backe hat mich im Spiegel angestarrt. Sie hat gesagt: Okay. Jetzt hast du mich an der Backe! Der Zahn ist gezogen - die Schmerzen fühlst du endlich, nachdem ich gut 25 Jahre in dir war! Was tust du nun? Du willst Heilung? Okay, pflege mich. Pflege das Thema, das ich dir mitteile. Ich bin dein Körper und ich höre auf dich. Aber verleugne mich nicht länger!
Warum also hegen und pflegen wir nicht die Themen, die IN uns auftauchen genauso? Warum muss alles erst sichtbar werden? Wenn es sichtbar wird, nehmen wir es an. Wir anerkennen die Heilungsprozesse, die wir SEHEN, SPÜREN und mit diversen Mitteln BEHANDELN können. Aber genau so funktioniert es auch mit unseren nicht sichtbaren Themen. Wir können sie aufgreifen und mit ihnen arbeiten, wenn wir nur wollen. Dieser 5-Tage-Heilungsprozess hat mich wieder vieles gelehrt. Dass mein Körper funktioniert. Dass er mich liebt und mir wohlgesonnen ist. Denn - mein Körper lebt mit mir. Jeden Tag. Jeden Tag aufs Neue. Und er hat mir so viel zu erzählen.
Wie wäre es, wenn wir zur Abwechslung mal unserem Körper etwas erzählen? Als guter Freund, als Zuhörer. Als Mitwisser und als Begleiter. Er ist immer da. Ob er immer funktioniert? Nein, das nicht. Aber wenn nicht, so wartet er nur darauf, dass wir mit ihm kommunizieren. Und bald darauf zeigt er uns - in Form der sichtbaren Heilung (unterstützt durch die Mittel deiner Wahl) - dass er es gut mit uns meint. Dass er uns verstanden hat.
Wie schön!
Alles Liebe, Melanie
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