Ist Scheitern immer gleichzusetzen mit "ich habe versagt"?
Immer wieder treffe ich Menschen, die tatsächlich diese Aussage treffen. Und sich damit schuldig fühlen, niedergeschlagen, wertlos ....
Aber ist es tatsächlich immer negativ, wenn wir ein Ziel nicht erreichen? Ein Ziel, welches wir uns selbst gesetzt haben? Oder vielleicht sogar jemand für uns?
Nein, denn Scheitern kann sehr lehrreich sein, wenn wir genau hinsehen. Wenn wir über den negativen Gefühlen stehen (die wir natürlich auch erstmal zulassen dürfen). Wenn wir achtsam damit umgehen, und hinter die Fassade des scheinbaren Versagens schauen. Denn dort können wir vielleicht eine große Lehre, die wir aus der Situation mitnehmen, entdecken. Möglicherweise haben wir durch unser "Versagen" festgestellt, dass wir sowieso auf dem falschen Weg waren. Oder wir müssen einsehen, dass wir unser Ziel zu hoch gesteckt hatten, und es gar nicht (in der Zeit, in dem Moment, mit diesen Mitteln) erreichen konnten. Dann haben wir ja nicht versagt, sondern die Parameter waren falsch gelegt. Und zwar von uns selbst.
Auch dürfen wir feststellen und zugeben, dass wir, für uns, unser Bestmögliches gegeben haben. Mehr ging nicht, oder mehr wollten wir nicht geben.
Der Weg ist das Ziel, und nirgends stimmt für mich der Satz so sehr, wie in Zusammenhang mit Erfolg oder Misserfolg. Was wir auf dem Weg lernen, mitnehmen, wahrnehmen, erfahren, das ist Gold wert! Egal ob persönliches oder berufliches Ziel, wenn wir den Weg mit offenen Augen gehen, und nicht im Blindflug absolvieren, kann das für uns sehr gewinnbringend sein, auch wenn das Ziel, in der vorgestellten Form nicht erreicht wird. Ankommen tun wir trotzdem! Und was dort auf uns wartet, ist das, was WIR daraus machen!
Im Sport waren wir schon manchmal Zeugen, dass ein Läufer kurz vor dem Ziel nochmal zurückläuft, und einem gestürzten Konkurrenten aufhilft, und ihn mit ins Ziel schleppt. Das ist wahre Größe, und wenn wir Glück haben, passiert uns das auch. Ein Sturz ist kein Versagen, und wir dürfen auch Hilfe annehmen. Wie wir das Ziel erreichen, spielt keine Rolle. Es kann ein jahrelanger Umweg sein, es kann sein, dass wir auf halber Strecke umkehren, uns hinsetzen und uns fragen: warum bin ich eigentlich los gelaufen? Es kann sein, dass wir schnell und direkt ins Ziel laufen, und das Ziel zu uns sagt: du bist hier falsch, DEIN Ziel ist dort drüben.
Achtsamkeit gibt es nicht nur im Buddhismus, sondern sollte uns bei allem was wir tun, begleiten. Nur so kann unser Blick geschärft bleiben für unsere Vorhaben. Und unser sogenanntes Scheitern oder Versagen bekommt plötzlich ein ganz anderes Gesicht. Misserfolge bringen dich immer weiter, aber nicht immer im Sinne von "nach vorne". Ein Schritt zurück, mit dem richtigen Auge betrachtet, schadet uns nicht. Im Gegenteil. Ein Ziel darf und soll beweglich bleiben, wichtig dabei ist, dass wir glücklich und erfüllt auf dem Weg sind, und auch das Ergebnis, wie auch immer es ausfällt, so betrachten.
Alles Liebe
Melanie
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